Urlaub in Südamerika


Einer der beiden Vollidioten (ich) - derselbe der auch schon vor knapp zwei Jahren einen halbjährigen Aufenthalt in Brasilien hinter sich gebracht hat - hat dieses Jahr wieder eine kleine Südamerikarundreise unternommen. Da die Berichte über das halbe Jahr in Brasilien so gut angekommen sind, soll nun auch diese Reise in einem Bericht verewigt werden.

Kurioses:

In Santiago de Chile steht in einem Einkaufszentrum ein Werbeplakat. Nun werdet ihr Euch denken: "Na und?"... Auf diesem Werbeplakat ist ein rosa Auto abgebildet... Ok, komische Farbe für ein Auto, aber was soll's? Dieses Auto hat eine Autonummer mit schwarzen Buchstaben und Ziffern auf weißem Grund beginnend mit ES für "Esslingen". Esslingen ist der Nachbarkreis des Vollidioten-Hauptquartiers... Jetzt machen die Chilenen schon ihre Werbeaufnahmen in Deutschland...

Santiago de Chile ist eine relativ schöne Stadt - wenn man kein Tourist ist...touristische Höhepunkte gibt es, um genau zu sein, keine und trotzdem ist es zum Leben wohl eine recht schöne Stadt, umringt von hohen Bergen. Diese hohen Berge verhindern allerdings, dass die Luft abzieht. Deshalb kann man an manchen Tagen nicht sehr weit sehen, da alles voller Smog ist. Dazu später mehr im allseits beliebten Kapitel "Busfahren". Einer der wenigen touristischen "Höhepunkte" in Santiago ist ein Berg (deswegen auch Höhepunkt), auf den eine Seilbahn führt und von dem man einen tollen Ausblick auf die ganze Stadt hat. Dort oben steht nicht wie in Rio eine Jesus-Statue, sondern eine Marienstatue...man will ja nicht alles nachmachen (wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, welche Statue nun zuerst da war - rein theoretisch müsste es ja die Mutter gewesen sein).

Aus den Brasilienberichten dürfte bekannt sein, dass es durchaus üblich ist, dass sich Menschen an öffentliche Plätze stellen und irgendwas erzählen. Dabei kommt es auch durchaus vor, dass sie zum Beispiel aus der Bibel vorlesen. Das scheint jedoch nicht nur ein brasilianisches Phänomen zu sein, denn auch in Chile konnte ich das beobachten. Hier sah man Menschen, die sich in ihrer Mittagspause oder zu anderen Zeitpunkten auf die Straße oder einen Platz stellen und mit viel Leidenschaft und Herzblut irgendetwas erzählen.

Sehr beliebt in Chiles Hauptstadt ist auch das Taubenfüttern. An einem großen Platz konnte ich beobachten, wie verschiedene Menschen, Tauben fütterten. Dazu warfen sie einfach Futter auf den Boden, welches die Tauben gierig verschlangen. Dabei haben es die Tauben aber nicht belassen...sondern sie sprangen auch dutzendweise auf die Arme der fütternden Menschen, um das Futter schon aus deren Hand (bzw. aus der Tüte) zu fressen.

Flughafen Charles de Gaule in Paris....oder auch das große Labyrinth. Einen so schlecht beschilderten und verwirrenden Flughafen wie diesen in Paris gibt es wohl auf dieser Erde kein zweites Mal. Es gibt mehrere Terminals, die mit verschiedenen Buslinien verbunden sind. Leider steht nirgends geschrieben in welchem Terminal der Checkin-Schalter welcher Fluggesellschaft ist und die Busfahrer wissen es auch nicht. Wenn man also nicht viel Zeit hat zwischen zwei Flügen, kann es ganz schön knapp werden, da die Fahrt von einem Terminal zum anderen durchaus auch eine halbe Stunden dauern kann. Im Terminal angekommen wird es auch nicht besser....nichts ist beschrieben und keiner weiß Bescheid. Wie ich meinen Anschlussflug in der kurzen Zeit trotz allem bekommen habe, ist mir bis heute nicht klar.

Legenden zufolge, soll das Vorbild für Tom Hanks' Film Terminal gerade an diesem Pariser Flughafen wohnen (was zu dem Chaos dort durchaus passen würde). Wenn dies so ist und er tatsächlich dort wohnt, habe ich ihn wohl auch gesehen, anders jedenfalls war es mir nicht zu erklären, dass ein Mann sich 4 Stunden am selben Platz aufhalten konnte, umringt von 5 Gepäckwagen voll mit Koffern und noch allerlei anderem Gerümpel, wie z. B. Tüten von Fastfood-Ketten, Flaschen, Radios, usw.

In Santiago de Chile gibt es ein Haus des chilenischen Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda. Er scheint ein recht exzentrischer Herr gewesen zu sein. Dieses Haus wurde mit Schiffsmöbeln eingerichtet, da der Herr Schriftsteller Schiffe so liebte, allerdings nie auf einem war, weil er Angst vor dem Meer hatte. Z. B. gibt es drei Bars in seinem Haus und die Theken stammen alle aus alten Schiffen. Und auch die meisten anderen Möbel stammen von Schiffen. Ein Raum wurde mit leicht schrägem und knarrenden Boden ausgestattet, so dass man - wenn man sich in diesem Raum befindet - tatsächlich ein wenig das Gefühl hat, dass man auf einem Schiff sei. Außerdem sammelte er wohl so ziemlich alles, was man so sammeln kann und sein Haus stellt voll von Sammlerstücken (man könnte auch sagen Gerümpel).

Ich kann nicht wirklich von mir behaupten, dass ich aussehe wie ein echter Südamerikaner. Das verschaffte mit auf dieser Reise enorm viele Freunde....fast jeder, der mich sah, kam auf mich zu und begrüßte mich mit einem freundlichen "Oi amigo..." (deutsch: Hallo Freund). Aber irgendwo musste ich feststellen, dass alle eben doch nur etwas verkaufen wollten!

In Brasilien gibt es auf den Straßen ständig Radarkontrollen. Ist für uns Deutsche ja nichts Neues. Allerdings sind die brasilianischen alle stationär, riesengroß (somit weithin sichtbar) und werden vorher angekündigt. Jetzt kann man sich natürlich fragen, was bringt das dann? Als erstes fahren die Autos innerhalb dieser Kontrollzonen langsamer [es gibt mehrere Arten dieser Radarkontrollen. Zum einen die, bei denen über eine Strecke hinweg die Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen wird, und zum anderen die, die die Geschwindigkeit nur am Messpunkt messen. Dort wird eben kurz abgebremst und danach wieder beschleunigt]. Und als zweites bringen die Radarstationen auch noch Geld in die Kasse. Da fragt man sich warum, wenn man sie von weitem sieht. Ganz einfach: Man verwirrt die Autofahrer vorher so sehr, dass sie die erlaubte Geschwindigkeit nicht mehr wissen, oder man gibt sie gar nicht erst an. So ist es zum Beispiel durchaus üblich, die Geschwindigkeit nach einer Kreuzung NICHT wieder anzugeben, d. h. wenn jemand in eine Straße einbiegt, muss er wissen, was man in dieser Straße fahren darf. Das ist natürlich so nicht möglich. Eine brasilianische Freundin bestätigte mir, dass man oft gar nicht wissen kann, was erlaubt ist und man eben schätzt. Das kann eine teure Schätzung werden.

Reise mit brasilianischen Fluggesellschaften:

In Brasilien gibt es ein Flugticket, welches für relativ wenig Geld zu 5 Inlandsflügen berechtigt. Dieses kann aber nur in Verbindung mit dem Transatlantikflug gekauft werden, weshalb ich mich für eine brasilianische Fluggesellschaft entschied. Da ich außer nach Brasilien auch noch einen Freund der Vollidioten (derselbige, der sich oft in unserem Gästebuch verewigt) in Santiago de Chile besuchen wollte, und nur eine Fluggesellschaft diese Strecke passend anbot, war die Wahl schnell getroffen, die Tickets schnell gebucht. Die Reise sollte folgende Stationen haben: Santiago de Chile, Recife, Salvador de Bahia, Londrina und Manaus. Mehrmals hatte ich die Tickets überprüft, aber da es 13 verschiedene waren und sie in Überseeflug und Inlandsflüge unterteilt waren, war es trotzdem leicht unübersichtlich. Am Tag des Abflugs kontrollierte ich zur Sicherheit noch einmal meine Tickets und stellte fest, dass mein Rückflug von Santiago de Chile nach Sao Paulo am 24.Oktober 2005 stattfinden würde. Der Anschlussflug in Sao Paulo nach Recife war für den 23.Oktober angesetzt. Das wird knapp....
Ein klein wenig von Panik gepackt, schrieb ich noch kurz eine Email an mein Reisebüro (da der Abflug glücklicherweise an einem Wochenende stattfand, war nicht mehr möglich). Kurz darauf ging es dann zum Flughafen in Stuttgart, wo ich gleich versuchte, das mit dem Ticket zu klären. Leider war das nicht möglich, da für den Flug nach Paris eine andere Fluggesellschaft gebucht war. In Paris angekommen, musste ich mich erstmal durch das Flughafenlabyrinth kämpfen. Wer schon mal in Paris am Flughafen war, wird mir Recht geben, dass es kaum einen unübersichtlicheren Flughafen gibt. Am Schalter meiner Fluggesellschaft angekommen, wurde mir mitgeteilt, dass ich die Umbuchung erst in Sao Paulo vornehmen lassen könnte....gesagt getan....nach 12 Stunden Flug nach Sao Paulo, machte ich mich am Flughafen gleich auf, um meine Tickets umbuchen zu lassen. Dort allerdings sagte man mir, dass das nicht gehe und ich das in Santiago de Chile machen müsste. In Santiago de Chile bin ich dann im Laufe der Woche auf die Geschäftsstelle der Fluggesellschaft gegangen und konnte - da mein Reisebüro zum Glück schon eine neue Reservierung abgegeben hatte - noch umbuchen.

Beim Einchecken für den Flug nach Recife wurde mir in Santiago gesagt, das ich erstens nur bis Sao Paulo fliegen könne, da der Flug nach Recife schon voll wäre und ich zweitens nicht so viel Gepäck mitnehmen könne. Für den Transatlantikflug seien zwar bis zu 64kg erlaubt, aber innerhalb Südamerikas nur 24kg. Nachdem ich mit dem netten Herrn am Checkin dann 5 Minuten darüber diskutiert hatte, dass es ja wohl nicht sein kann, dass ich 64 kg mit hin nehmen darf, dann aber 40kg dort lassen muss, hat er festgestellt, dass ich doch die vollen 64 kg mitnehmen dürfe (was übrigens auch auf dem Ticket stand). Bei den darauf folgenden 3 Checkins zu den nächsten Zielen, musste ich jedes Mal wieder dieselbe Gepäckdiskussion führen. Nur beim letzten Flug nicht, da sich dem eben der Flug nach Europa direkt anschloss. Nachdem ich mich die ersten beiden Male noch darüber aufgeregt hatte, war es mir bei den folgenden beiden Malen schon fast egal und es ging sogar soweit, dass ich mit meinen wechselnden Mitreisenden Wetten abgeschlossen habe, ob die Diskussion kommt oder nicht. Ich habe übrigens alle Wetten gewonnen!
Der Flug von Sao Paulo nach Recife war nebenbei bemerkt nicht voll und es war überhaupt gar kein Problem noch einen Platz im Flieger zu bekommen, so dass ich wider Erwarten doch noch am selben Tag mein Ziel erreichte.

Busfahren:

Busfahren war ja auch schon in den Brasilienberichten immer wieder ein Thema....und man kommt auch nicht umhin, das zu einem Thema zu machen, denn es ist zum Teil wirklich unglaublich. In Santiago de Chile wurden die Busfahrer, zurzeit als ich dort war, noch nach verkauften Tickets bezahlt (in Chile gibt es übrigens keinen separaten Fahrkartenverkäufer wie in Brasilien). Die Folge davon kann man sich natürlich vorstellen. Die Busfahrer "kämpfen" auf den Straßen um die Tickets. Da es ja auch keine Fahrpläne gibt, kann es auch in Chile durchaus vorkommen, dass mehrere Busse derselben Linie kurz hintereinander kommen....und der erste an der nächsten Bushaltestelle, bekommt natürlich alle Fahrgäste...d. h. zwischen den einzelnen Haltestellen wird geheizt ohne Rücksicht auf Verluste. Tür noch offen während der Fahrt? Das ist der Normalfall, also weg von den Türen...3 Busse nebeneinander auf der zweispurigen Straße? Irgendwie muss man ja überholen, um an seine Fahrgäste zu kommen. Sich schneidende Busse? Naja, irgendwie muss der ganz linke Bus ja auch zur Bushaltestelle auf der rechten Seite der Straße, und da er ja der erste sein will....man kann sich also durchaus vorstellen, dass es ein - sagen wir einmal - nettes Erlebnis ist, in Santiago mit dem Bus zu fahren. Da die Busfahrer nach Fahrkarten bezahlt wurden, sah man auch manchmal das Phänomen, dass Menschen versucht haben, für weniger Geld in den Bus zu kommen. Wenn es funktioniert, steckt der Busfahrer eben das Geld in die eigene Tasche und der Fahrgast erhält dafür kein Ticket und ist somit nicht versichert, was bei dem Fahrstil wahrscheinlich schon angebracht wäre. "Leider" wurde das Bussystem in den letzten Tagen meines Aufenthalts dort umgestellt und die Busfahrer wurden mit einem Festgehalt bezahlt....wer das Erlebnis also bisher nicht hatte, wird es wahrscheinlich auch nicht mehr haben. Am Tag der Umstellung und auch an den Tagen danach, haben wir dann auch versucht mit dem Bus zu fahren - es kam nur keiner...vielleicht wird das System ja doch wieder umgestellt.

In Santiago gibt es extrem viele Buslinien. Man sieht auf den Straßen mehr Busse als Autos. Ein Chilene sagte mir mal mit einem Lächeln im Gesicht, dass es in Santiago mehr Busse gäbe als Einwohner.

Anscheinend ist ein Bus in Chile ein einträgliches Geschäft, denn es gibt zahlreiche Menschen, die einen Bus als Geldanlage nutzen. Man kauft sich einen Bus, stellt einen Fahrer ein und lässt ihn durch die Gegend heizen... und am Monatsende steht ein fettes Plus unter dem Strich!

Busfahren in Brasilien hat sich in den letzten beiden Jahren nicht wirklich verändert. Meine Erfahrungen haben sich auch in den anderen Städten bestätigt. Es gibt per Gesetz immer den Busfahrer und den Kassier. Dabei ist die Position des Kassiers immer unterschiedlich...manchmal sitzt er vorne, manchmal hinten, aber immer abgetrennt durch ein Drehkreuz, d. h. es gibt immer einen Ein- und einen Ausgang pro Bus. Der Busfahrer sitzt im Übrigen immer vorne. Fahren tun sie immer noch wie die Wilden...die Fahrpreise sind von Stadt zu Stadt unterschiedlich, selbst in den Städten sind sich die Busse untereinander nicht immer einig. Dabei geht es wohl darum wie neu oder modern der Bus ist....je moderner der Bus, desto teurer der Fahrpreis.

In Manaus an sich hat sich so Manches verändert. Zum einen der Fahrpreis. Es wurde nämlich teurer...dabei unterscheiden sich die brasilianischen Verkehrsunternehmen nicht von den deutschen. Als ich eineinhalb Jahre vorher schon mal in Manaus war, wurde der Fahrpreis schon einmal auf dasselbe Niveau angehoben, allerdings nur für ein paar Tage. Danach entschied ein Gericht, dass dies nicht zulässig sei...anscheinend haben es die Busunternehmen nach langem Kampf nun doch geschaftt.
Des Weiteren gibt es nun private Buslinien, die dasselbe kosten, allerdings wesentlich kleiner sind und in denen wider Erwarten der Busfahrer auch gleichzeitig der Kassier ist. In den Bussen nicht privater Linien gibt es eine weitere Neuerung: die Klimaanlagen wurden komplett abgeschafft, braucht man ja auch nicht bei 38° im Schatten.

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