Kurioses:Man hatte uns gesagt, dass wir, wenn wir anfangen würden zu arbeiten, erst mal die anderen Studenten ausbilden sollten (die Frage ist nur in was). Außerdem sollten wir, praktisch als Einstand, einen einstündigen Vortrag halten. Als ich das einem brasilianischen Mitstudenten erzählte, sagte er, dass genau das der Grund sei, warum er für eine Zeit nach Deutschland wolle. Wenn man aus Deutschland kommt, glauben alle in Brasilien, dass man der große Meister sei. Aber das haben die jetzt auch gelernt, dass das nicht unbedingt so ist. Ich war ja jetzt dort…Ab Herbst weihnachtet es sehr in Brasilien. Am ersten Tag als ich zur Arbeit ging, konnte ich mir das Lachen kaum verkneifen. In der Eingangshalle meiner Firma stand ein kleiner, aber wild blinkender Weihnachtsbaum mit jeder Menge kitschigem Schmuck (typisch amerikanisch) und auf der Rezeptionstheke saß ein Weihnachtsmann in voller Montur (also so wie man sie bei uns - etwas später - auch sieht, mit Mütze, langem Mantel, Stiefel und Sack - und alles in rot) und das bei 40 Grad im Schatten. Der arme Kerl. Aber das war nicht irgendein Weihnachtsmann, sondern einer mit einem sehr unruhigen Geist, denn er schwankte immer von einer Pobacke auf die andere. Und selbstverständlich blinkte er auch in allen möglichen Farben. Na es war ja auch schon der 10. November.... Am 24.November letztendlich war Weihnachten komplett über mich hergefallen. Viele Straßen waren mit Engeln und Sternen geschmückt, viele Häuser und Bäume (Palmen) mit Lichterketten und seit diesem Tag stand der (falsche) Weihnachtsbaum bei meiner Familie im Wohnzimmer und blinkte natürlich wild in allen Farben. An einem Tag im dritten Monat gab es hier einen unangesagten Wasserausfall. Morgens als ich aufgestanden bin (so kurz vor 6) gab es schon kein Wasser mehr, als ich am nächsten Morgen zur selben Zeit aufgestanden bin, gab es immer noch kein Wasser (und das dort, wo dort doch bis zu 30% der Frischwasservorräte der Erde vorbeifließen). Am nächsten Tag gab es zum Glück wieder welches. Übrigens gab es zuerst im Erdgeschoss wieder Wasser, bei mir im ersten Stock kam es erst ein paar Stunden später wieder. Da es sich um dasselbe Wasserrohr handelt, muss das wohl am mangelnden Druck gelegen haben. Wenn man in Manaus etwas kauft, muss man immer Acht geben, dass man es passend bezahlt, denn die wenigsten Leute haben hier Wechselgeld. Und mit den 50er Scheinen kann man grundsätzlich fast nichts bezahlen (was ziemlich blöd ist, da aus dem Bankautomat nur 50er kommen). In Bussen fällt es den ABMs meistens schon schwer auf einen 5 Reaisschein raus zu geben und das obwohl die Fahrt 1,50 kostet. Wenn die Leute kein Wechselgeld haben, kann es sein, dass man in "Naturalien" ausbezahlt wir. In der Mensa z. B. kriegt man Bonbons, während man im Bus Busfahrscheine bekommt.
Job:Am einem Montag vor dem ersten Arbeitstag (war eigentlich noch im zweiten Monat) waren wir bei der Einstellungsuntersuchung. Das muss man machen, damit die Krankenversicherung, die man automatisch hat wenn man arbeitet, weiß welche Schäden man schon vorher hatte - oder so…die haben uns überhaupt nicht untersucht (nur mit uns auf Portugiesisch geredet) und dafür aber alles von uns im Labor untersucht, was man nur in einem Labor untersuchen kann.Dann kam der erste Arbeitstag - auch wenn man von Arbeit noch nicht wirklich reden konnte. Nachdem ich erstmal eine Stunde gewartet hatte, musste ich ungefähr 20 Dinge auf Portugiesisch unterschreiben (von denen ich bis heute nicht so genau weiß was da eigentlich drin stand). Danach durfte ich wieder mal etwas warten (so ca. 1 Stunde). Daraufhin sind wir Mittagessen gegangen und dann habe ich zur Abwechslung wieder eine Dreiviertelstunde gewartet bis wir eine "Introduction" hatten. Das bedeutet wir sind durch das Großraumbüro und alle angrenzenden kleinen Büros gelaufen und wurden jedem als die "Neuen" vorgestellt (nur der Putzfrau nicht, dabei hätte ich die so gerne kennen gelernt…). Dabei haben wir dann auch den Boss der Firma kennen gelernt, dem ich vorgestellt wurde als einer, der super programmieren könne (woher der das wohl wusste? - ach so ja, ich komme ja aus Deutschland). Als diese Tortur endlich vorbei war, durfte ich…wer hätte das gedacht…warten. So ca. eine Stunde. Danach hat mir der Verantwortliche des Projekts, für das ich vorgesehen war, gesagt, dass ich wahrscheinlich doch nicht in das Projekt passen würde und ich durfte WARTEN, bis er was Neues für mich gefunden hatte. Dann hat er sich wohl meinen Lebenslauf durchgelesen und dabei festgestellt, dass ich doch sehr gut in das Projekt passe (mittlerweile war es ca. 16:00). UND DANN: durfte ich doch tatsächlich noch anfangen zu arbeiten. Naja, eigentlich sollte ich mir nur was durchlesen, um danach mit einem anderen (brasilianischen) Praktikanten über die Sache, die er bearbeitete zu sprechen und ihn ggf. zu korrigieren (weil wenn man aus Deutschland kommt, kann man ja alles besser). Wir haben das aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit (17:30) auf den nächsten Tag vertagt. Unsere tägliche Arbeitszeit betrug offiziell wohl 4 bis 5 Stunden. Das war ziemlich angenehm. Mein Durchschnitt lag allerdings bei 6 bis 7 Stunden. Am nächsten Tag war der erste richtige Arbeitstag (ohne viel warten zu müssen). Wenn man dort arbeitet, sitzt man logischerweise sehr viel und die haben da eine sehr gute Klimaanlage - meiner Meinung nach zu gut - und selbst bei 40 Grad draußen, kühlt die das Büro noch auf weit unter 20 Grad runter. Naja, eigentlich weiß ich nicht wie warm es da war, auf jeden Fall war es sehr kalt.
Uni:Die Uni wurde während der Militärherrschaft gebaut. Alle Universitäten, die in dieser Zeit gebaut wurden haben nur einen Ein- und Ausgang. Die Uni in Manaus liegt wie schon gesagt tief im Urwald und nur eine Straße führt hinein und hinaus. Der Grund liegt auf der Hand (naja): wenn die Studenten (mal wieder) Probleme machen, stellt man einfach einen Panzer in die Einfahrt und sie sind vom Rest der Welt abgeschnitten. So weit so gut. Nur ist die Militärherrschaft vorbei und die Universitäten sind noch da. Jetzt machen sich die Studenten das Ganze zu nutzen. An einem Morgen im dritten Monat war (zufällig ist doch klar) auf der Einfahrtsstraße zur Uni eine Demonstration für bessere Studienbedingungen eines Studiengangs. Deswegen ist die erste Vorlesung dann gleich mal ins Wasser gefallen (weil keiner in die Uni rein kam). Anscheinend ist das hier sowieso ein Hobby der Studenten. Solche Aktionen werden hier wohl mehrmals pro Semester veranstaltet.
Busfahren (Teil 3):Wie schon erwähnt, muss man, wenn man in Terminals umsteigt, für den zweiten Bus nicht nochmals bezahlen. Deswegen muss man, damit man nicht noch mal an der ABM (dem Kassier) vorbeikommt vorne beim Busfahrer einsteigen. Da man aber auch vorne wieder aussteigen muss, bleiben natürlich alle, die einsteigen gleich vorne wieder stehen, da sie auf jeden Fall rechtzeitig raus wollen (was schwer fällt, wenn man ganz hinten steht und der Bus richtig voll ist). Dadurch dauert das Einsteigen dann natürlich "etwas" länger. Außerdem passt manchmal schon keiner mehr in den Bus, obwohl hinten noch alles frei ist. So einen Fall hatte ich eines Morgens. Hinten war alles frei und vorne sind sie auf dem Trittbrett gestanden und auch noch auf der Straße und haben sich festgehalten. Der sehr feinfühlige Busfahrer hat dann einfach die Tür zugemacht (könnte ja einer raus fallen). Leider waren noch einige Arme (und auch Beine, Köpfe, Schultern, usw.) dazwischen. Als dann alle mit letzter Kraft (und sicherlich einigen blauen Flecken) ihre Extremitäten gerettet hatten, ist der Bus dann endlich los gefahren. Meine Körperteile waren übrigens nicht beschädigt (für alle die das interessieren sollte), da es glücklicherweise nicht mein Bus war.Eine andere nette Geschichte in den Terminals ist die Sache, wie man zum Bus gelangt. Kennen Sie noch die Fernsehwerbung, in der sich die Bahnangestellten einen Spaß erlauben und die Fahrgäste von einem Gleis auf das andere schicken (der Zug nach… fährt heute nicht von Gleis … sondern….). Genau so kommt man sich in den Terminals vor - nur ohne Ansager. Die Terminals sind ca. 60 bis 100 Meter lang und die Busse halten mehr oder weniger wo sie wollen (bzw. wo die Busfahrer wollen). Und natürlich stehen überall Leute, d. h. man kann nicht so einfach kurz mal durchs Terminal sprinten. Von ein paar wenigen Bussen ist es angeschrieben wo sie halten, allerdings halten die sich nicht immer dran, sondern passen sich den übrigen Bussen an. Naja, eigentlich versuchen sie schon dort zu halten, wo sie angeschrieben sind, aber wenn da gerade ein anderer Bus steht…
Straßenverkehr (lebensgefährlich):Wie schon im ersten Bericht erwähnt, gilt dort das Recht des Stärkeren. Und man sollte es wirklich nicht drauf anlegen (so unter dem Motto "der hält schon an" - NEIN, tut er nicht!).Lieblingsbeschäftigung der Brasilianer beim Autofahren ist hupen. Da sie ja nicht anhalten, wenn ein Fußgänger die Straße überquert (auch nicht am Zebrastreifen), hupen sie eben, dass der blöde Fußgänger sich schneller aus der Bahn bewegt. Auch wenn sie mal wieder die anderen Autofahrer als Slalomstangen benutzen, hupen sie, falls einer von den Stangen versucht auszuscheren oder Ähnliches. Nachts wird das Ganze noch zusätzlich durch die Lichthupe sinnvoll ergänzt! Auch ansonsten ist die Teilnahme am Straßenverkehr nicht unbedingt ungefährlich. Die Brasilianer heizen wie blöde. Deswegen hat es auch überall auf der Straße in regelmäßigen Abständen so Geschwindigkeitsbegrenzungswellen. Was die Sache aber nicht besser macht. Die Autofahrer (und auch Busfahrer) bremsen einfach kurz vor diesen Wellen abrupt ab und beschleunigen danach bis kurz vor die nächste Welle. Auch ganz witzig sind die Schlaglöcher dort auf den Straßen. Eigentlich müsste man sagen, Schlaghöhlen oder Schlagkrater, denn Loch ist nicht groß genug. An den Straßenrändern und auf den Gehwegen hat es wirklich "Löcher", die bis zu 2 Metern tief sind und einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben. Die meisten dieser Löcher sind durch eingestürzte Kanaldeckel entstanden, aber es gibt auch andere. Nachts sollte man hier wirklich aufpassen, wo man hintritt.
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